Kiyo's Story - Jonathan Knyrim im Interview

Kiyo's Story - Jonathan Knyrim im Interview

Vom Prototyp zur eigenen Firma — der Düsseldorfer Tischlergeselle und Kiyo-Mitbegründer Jonathan Knyrim krempelt nach der Lehre und etwas Zeit in der Grafik- und Innenraumgestaltungsbranche den etwas verstaubten Möbelmarkt mit dem Stück um, das er zum Abschluss seiner Ausbildung konzipiert und gebaut hat. Mit dem German Design Award in der Tasche und der Unterstützung seines alten Schulfreunds Jakob Hunold sowie des Unternehmers Tom Etz setzt sich die Marke Kiyo seit der Gründung im Februar 2022 für zeitloses, schlichtes und nachhaltiges Design ein. Ganz nach dem Motto „Less is future“ hat das Kiyo-Team ein Möbelstück entwickelt, das dank seiner Modularität für so gut wie alle Einrichtungsbedürfnisse gewappnet ist und sich der „Fast Furniture“ entgegenstellt. Im Interview hat Jonathan, meistens aber Johnny genannt, mehr über das R1 Regal, die Philosophie von Kiyo und seine Vorlieben im Interiordesign erzählt.

Stell Dich doch einmal kurz vor: Wer bist Du? Ich bin Jonathan –– eigentlich nennen mich alle Johnny — ich bin 25 Jahre alt und in Düsseldorf aufgewachsen. Nach einer Lehre zum Tischler und einiger Zeit im Bereich der Grafik-, Web- und Innenraumgestaltung habe ich Kiyo zusammen mit dem Düsseldorfer Unternehmer Tom Etz gegründet. Vor kurzem ist noch Jakob Hunold, ein alter Schulfreund von mir eingestiegen. Wir beide kennen uns seit der fünften Klasse. Damals saßen wir in der letzten Reihe nebeneinander und haben nur Faxen gemacht, alles im Rahmen natürlich.

Wie kam es zu der Gründung von KIYO im Februar 2022? Was ist seitdem passiert? Meine Gesellenprüfung war die Geburtsstunde von Kiyo. Zuerst noch unter anderem Namen. Das damalige Gesellenstück war der erste Prototyp des heute fertigen Produktes. Die Idee war, genau das Gegenteil von einem klassischen Gesellenstück, also ein möglichst einfaches Möbelstück, zu bauen.

Die letzten zweieinhalb Jahre war ich hauptsächlich damit beschäftigt, das jetzige R1 Regal fortwährend weiterzuentwickeln und verlässliche Produzenten zu finden, was sich nicht immer als einfache Aufgabe herausgestellt hat. Der Möbelmarkt ist ein wirklich altbackenes Feld. Mittlerweile konnten wir erste Kunden überzeugen, Handelspartner an Bord holen, durften den German Design Award gewinnen und haben ein tolles Produkt marktreif bekommen.

Die dafür notwendigen Strukturen sind mittlerweile auch so ausgereift, dass wir gut gewappnet für die kommende Zeit sind. Materialforschung und -entwicklung und der komplette Marken- und Unternehmensaufbau haben auch viel Arbeit in Anspruch genommen. Im Team haben wir uns aber gut eingearbeitet. Besonders, wenn man sehr eng befreundet ist, macht es umso mehr Spaß und man motiviert sich tagtäglich gegenseitig.

Hat der Name eine besondere Bedeutung? Kiyo ist ein japanischer Vorname und hat viele verschiedene Bedeutungen und Interpretationen. Unter anderem Reinheit, Einfachheit, Ruhe und Ehrlichkeit. Das passt super zu der japanisch anmutenden Erscheinung unseres R1 und zu unserer Unternehmens- und Gestaltungsphilosophie. Ein bisschen Narzissmus steckt aber auch in dem Namen, denn die Buchstaben lassen sich alle aus Johnny Knyrim zusammensetzen.

 

 

Euer Gestaltungsprinzip heißt “Less is future”. Was meint Ihr damit? Von den täglichen Arbeitsprozessen bis hin zur Produktgestaltung reduzieren wir jede Frage auf ihren Kern. Mit diesem Grundprinzip arbeiten wir daran, zeitgemäße und zukunftsorientierte Lösungen zu finden. Es ist uns wichtig, dass man die Aspekte Nachhaltigkeit, Anpassungsfähigkeit, Inklusion und Bezahlbarkeit in unseren Produkten wiederfindet. „Less is Future“ ist unser Leitfaden und auch eine Art Selbstkontrolle. Ist das wirklich Less? Ist das wirklich Future?

Eure Mission ist es, “Fast Furniture” zu bekämpfen. Wie können wir uns das vorstellen? Allein in Deutschland betrug die Sperrmüllmenge im Jahr 2021 3,1 Millionen Tonnen, also ca. 37 Kg pro Kopf. Im Durchschnitt wird in Deutschland alle fünf Jahre eine komplett neue Einrichtung gekauft. Diese Zahlen finden wir absurd. Wir schaffen bei Kiyo qualitativ hochwertige Produkte, die nicht unnötig komplex sind und trotzdem ein ansprechendes und zeitloses Design haben. Dazu haben wir ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Händler, mit denen wir gesprochen haben, sagten uns unser R1 Systemregal wäre schon fast zu günstig bzw. dass wir die Preise deutlich anziehen könnten. Das ist aber nicht unsere Vision. Wir wollen hochwertige Möbel für eine breitere Masse zugänglich machen.

Was ist das Besondere an Eurem R1 Regalsystem? Die Besonderheit unseres R1 Regelsystems liegt in der Einfachheit und der Modularität. Unser Basiselement, der R1 Cube, besteht aus nur einem einzigen Teil. Vier gleiche Platten, die zusammengesteckt werden, ergeben den Cube. Man benötigt für den Aufbau weder Schrauben noch Werkzeug. Selbst Kinder können den R1 Cube in kürzester Zeit aufbauen; ebenso leicht ist der Abbau.

Auch die platzsparende Verpackung sorgt dafür, dass man ein komplettes Wandregal, bestehend aus R1 Elementen, in einem Smart transportieren kann und wir dadurch eine Lieferzeit von fünf Werktagen garantieren können. Durch unsere Magnetverbindung ist das R1 unendlich modular erweiterbar. Der persönlichen Gestaltung sind keine Grenzen gesetzt und wenn man sich an einem Aufbau satt gesehen hat, muss man keine neuen Möbel kaufen, sondern baut das R1 kurzerhand um.

Woher bezieht Ihr Eure Materialien? Transparenz ist uns sehr wichtig, daher zuerst die unerfreulichen Neuigkeiten: Es ist momentan leider noch nicht möglich, unsere Magneten aus einem anderen Land als China zu beziehen. Alle anderen Materialien, sprich die MDF-Platten, unsere Beschichtung und die Echtholz-Kante, beziehen wir komplett aus Deutschland. Unsere Produktionsstätte ist in NRW. Bis auf die Magneten können wir also reinen Gewissens sagen, dass unsere Produkte „Made in Germany“, sogar “Made in NRW” sind.

Wen möchtet Ihr mit dem Konzept erreichen? Habt Ihr eine bestimmte Zielgruppe? Wir möchten qualitativ hochwertige Möbel für die breite Masse zugänglich machen. Unser R1 ist so vielseitig einsetzbar, dass es mehr als nur einen Use-Case gibt. Von der kompletten Ausstattung von Büroräumen, über das Plattenregal für Musikliebhaber, bis hin zum Nachttisch neben dem Bett. Aus diesem Grund ist es auch nicht so einfach, eine klare Zielgruppe zu definieren. Vom Gefühl her würden wir bisher sagen, dass die Zielgruppe etwas jünger ist. Für Studenten ist das R1 zum Beispiel ideal geeignet, wenn man sich den Umzugswagen sparen möchte, oder wenn beim Vortrinken ein Stuhl fehlt, schnappt man sich ein Element des R1 und benutzt es als Hocker. Genau festlegen möchten wir uns nicht und freuen uns über jeden Kunden, der sich am R1 erfreut.

Wie würdest Du/Ihr Deinen/Euren persönlichen Einrichtungsstil beschreiben? Meinen persönlichen Einrichtungsstil würde ich als eine Mischung aus minimalistisch und funktional beschreiben. Momentan habe ich meine Wohnung zum Beispiel kurzerhand in ein Fotostudio umgebaut. Einfach, weil wir es brauchten und ich sowieso mehr Zeit im Büro als zuhause verbringe.

Gibt es ein Interiordesign hier in Düsseldorf, das Euch inspiriert? Habt Ihr einen Tipp? Ich finde immer und überall Interiordesign, welches mich begeistert. Das muss auch nicht immer eine ganze Wohnung sein. Manchmal fällt mir bei einem Besuch von Freunden vielleicht schon ein kleines Detail ins Auge. Irgendeine Deko-Anordnung, ein Detail an einem Möbelstück. Selten sind es ganze Räume. Auch Museen, Cafes oder Bars faszinieren mich immer. Zuletzt hat mich zum Beispiel die Ausstellung von Julien Carrier in der Langen Foundation wirklich inspiriert. Irgendwie hat jede Form der Ästhetik auch wieder mit Interior Design zu tun.

Welche Orte in Düsseldorf inspirieren Euch bei der Entwicklung Eurer Konzepte? Prägend und inspirierend ist für mich die Architektenwerkstatt in der HSD. Da entstehen wirklich innovative Entwürfe und dank der vielen Möglichkeiten, die die Werkstatt hat, gibt es wenige Grenzen. Generell haben wir eine tolle Kreativszene hier in Düsseldorf, sodass man sich vor Inspiration kaum retten kann.

Was bringt die Zukunft? Unser Ziel ist es, ein umgreifendes, aber extrem schmales Produktsortiment zur Wohnraumgestaltung aufzubauen. Wir werden unsere Produkte immer und immer weiter denken, wodurch wir uns zu einer wirklichen Alternative zu Fast Fast Furniture entwickeln werden. Dafür haben wir schon einige Partnerschaften, Kollaborationen und Überraschungen in petto! Wie vorher bereits angedeutet, haben wir uns intensiv in die Materialentwicklung vertieft. In diesem Bereich arbeiten wir momentan an einem der größten Meilensteine. Mehr verraten darf ich aber leider noch nicht.


Text: TheDorf - Lisa Marie
Fotos: Michelle Duong

 

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